Die ersten Schritte ... zum fünften Rad am Wagen!

Veröffentlicht am 3. April 2025 um 13:10

So lernten wir uns kennen ...

Wir lernten uns kennen, als wir beide am Tiefpunkt angelangt sind. Ich war seit 3 Jahren single, er seit knappen 2 Jahren. Wir fühlten uns damals etwas einsam, versuchten, so wenig Zeit wie nur möglich zu Hause zu verbringen um nicht an die Vergangenheit zu denken und auch nicht daran, dass wir allein sind und keinen Partner haben, der uns zuhört und zu uns steht. Wir waren an das Single-Leben gewohnt, vermissten aber beide die Nähe eines weiteren Menschen. 

Es funkte beim ersten Augenkontakt, darauf folgte ein langes Gespräch und ... dann sahen wir uns einige Wochen nicht. Ich habe dem Zufall dann etwas geholfen, indem ich mich öfters an dem Ort aufhielt, an dem wir uns kennen gelernt haben - und siehe da, er tauchte auf. Und eine Woche später wider. Ich wusste nur seinen Namen, nichts weiter. Nach dem dritten zufälligen Treffen setzte ich mich zu ihm und sagte, ich freue mich, ihn wieder zu sehen. Er war schüchtern und froh, mich zu sehen, und lud mich zu unserem ersten Drink ein! 

Dann folgten die ersten Wochen, stundenlange Gespräche, es war die wunderschönste Zeit in meinem Leben. Und einmal kamen die Kinder einfach mit zum Kaffe, warum auch nicht?

So trafen wir uns einige Male, bis unsere "zufälligen" Treffen so offensichtlich wurden, dass wir uns nicht mehr verstecken konnten. Aber der Anfang unserer Beziehung war sehr emotional, nervenzerreißend und stressig, gefüllt mit Liebe, Schmerz, Tränen, Freude, Angst, Hoffnung, Schüchternheit, Schiss, Geborgenheit, Respekt und Zuneigung. All dies und noch tausend andere Gefühle, die wir nicht kontrollieren konnten, auf die wir keinen Einfluss mehr hatten und die uns so überrumpelt haben, dass wir selber nicht mehr wussten, wo es lang geht. 

Die Ex, die ständig anruft!

Einerseits die neue Beziehung, die nur Freude bringen sollte, in der man aufblüht und alles andere vergisst ... und andererseits die Vergangenheit, die uns jeden Tag in Form von 2 Kindern und einer Ex aufholte, die mindestens 10 Mal angerufen hat und erstmal mit der Situation klarkommen musste. Es war verdammt hart, muss ich ehrlich gestehen. Zweisamkeit gab es sehr selten, egal ob die Kinder bei ihm oder bei ihrer Mutter waren - sie kamen öfters zu Besuch, die Ex rufte ständig an, es gab täglich längere Gespräche mit ihr und es hörte nicht auf. Ich war mit der Situation die ersten Monate komplett überfordert! 

Worauf lies ich mich da ein?! Auf eine Ex, die unser Leben diktiert? Nein, danke. Anfangs war es dann auch so, dass wir beide unsere Ex-Beziehung noch nicht ganz verdaut haben, wir sprachen also extrem viel über die Vergangenheit und natürlich rief das unzählige Emotionen hervor. Und dann waren da noch die komischen Wutausfälle der Kindsmutter, in denen sie sehr klar machte, dass ich IHRE Kinder nicht so sehr lieben kann, da ich ja selber keine habe und nicht weiß, was Eltern-Kind-Liebe eigentlich ist. Tja, wo sie recht hat, hat sie auch unrecht. Ich liebe die Kinder als wären es meine eigenen, jede Sekunde seitdem ich sie kennen lernen durfte. Und die Kinder haben mich ins Herz geschlossen, als wäre ich schon seit Jahren ihre Begleiterin. Wir verstehen uns sehr gut, kuscheln sehr viel miteinander und unternehmen ständig was, ob mit Papa oder ohne. Es sind auch meine Kinder, egal, ob ich nur Bonusmama bin. Ich konnte ihr nicht wirklich vermitteln, dass ich ihr die Kinder nicht wegnehmen möxchte, weder die Mutter spielen werde, die ich nicht bin. Ich möchte ihnen nur fürs Leben so viel geben, wie ich nur kann. 

Manchmal rufte sie um halb Zehn abends an, um irgendwelchen Schwachsinn zu besprechen. Manchmal war sie leicht betrunken, das konnte ich hören. Manchmal rastete sie wegen jedem Schwachsinn aus, weil es eben so ist, wie sie meint. Manchmal unterschätzte sie meinen Partner, was mir weh tat. Das tut sie immer noch, nur ich lasse es nicht mehr zu. 

Ich habe jeden Tag geweint!

In den ersten Monaten konnte ich micht nicht zurechtfinden. Eine Beziehung mit den Kindern aufbauen, eine mit meinem Partner beibehalten, die Mutter der Kinder so gut es geht kennelernen, um sie zu verstehen, dann sind da noch die Großeltern, alle Freunde der Kinder und Eltern, der gemeinsame Freundeskreis der Eltern, mein Umzug, eine neue Umgebung und ein Haushalt mit zwei Kindern, die sich gesund ernähren müssen, die Schule schaffen müssen und so wenig emotionlen Schaden wie möglich davontragen sollen. Die Pubertät stand vor der Tür, ich lebte zudem ohne Mutter, daher die ständige Angst, alles falsch zu machen, und dazukommt noch die Erwartung der gesamten Umgebung, dass wir auch ein Kind bekommen. Ich habe mir nämlich immer Kinder gewünscht, er möchte keine mehr. Ich habe so viel geweint, ich konnte nicht mehr. Es war zu viel Druck von allen Seiten, vorallem aber traf mich die Kindesmutter ins Herz, als sie sagte, ich kann es ja nicht verstehen, ich habe selber keine Kinder. Es zerbrach mich in tausende Teile. Ich habe mir immer gewünscht, Mutter zu werden. 

Das fünfte Rad am Wagen? Die "DreiEX-Beziehung" 

Hat sich schon mal jemand gefühlt wie das fünfte Rad am Wagen? Ich definitiv, und das ist auch heute noch öfters der Fall. Mein Partner war vorher nur auf seine Ex und die Kinder fokussiert, was sich dann natürlich geändert hat. Aber es vergeht auch heute noch kein Tag, an dem sie nicht anruft, normalerweise in völlig FALSCHEN Momenten und wegen total schwachsinnigen Sachen! Er geht natürlich immer ran, aus Angst, es ist was mit den Kindern. Wenn er nicht rangeht, ruft sie mich an, sprich es gibt keinen Ausweg. Privatsphäre? Mangelnd. Beziehung? Eigentlich ein Mann mit zwei Frauen, zumindest in unserem Fall. Kommunikation? Die Eltern, wenn ich mich dann mal melde, wird wieder gestinkert. Wenn sie sich bei mir meldet, geht's natürlich. Erziehung? Die Eltern. Wenn ich mich einmische, was ich eigentlich täglich tu, da wir zusammenleben und uns in der Erziehung einig sind, findet die Ex einen Fehler und meint, die Kinder sollen nur bei den Eltern sein. Wenn sie mich braucht? Na dann könnte ich mit den Kids auch ans Ende der Welt fliegen. Sprich: wenn Mama will, dann können die Kids bei mir sein. Wenn Mama nicht will, dann bin ich eben unerfahren als Teils-Elternteil. Wenn Mama nicht zum Elternabend kann, gehe ich mit, da es zwei Kinder sind und zwei Erwachsene dort gleichzeitig gefördert werden. Aber daraus wird dann nach einigen Tagen der Fazit gezogen, ich hätte da nichts zu suchen - obwohl es Informationen gab, die wir sonst nicht hätten erfahren. Aber das ist ja egal. 

Die Kinder wollen mich bei ihren Auftritten dabei, egal ob beim Sport oder in der Schule - sie möchten uns alle drei dabeihaben. Grenzen gibt's nicht, wir kommen miteinander klar, somit könnte Mama auch mal zum Mittagessen kommen, so der Wunsch der Kinder. Ein Problem gibt's damit nur bei uns Erwachsenen - bzw. eher bei der Mutter. 

 

Das 1. Weihnachten als Patchwork - wie geht das?

Varianten gibt's natürlich viele, aber wenn beide Eltern Weihnachten mit den Kindern verbringen wollen, dann gibt's nur eine Lösung - gemeinsam feiern, ich, mein Partner, seine Ex und deren Kinder! Wie hört sich das an? Es war ein Gefühlsbeben der besonderen Art, für alle drei Erwachsenen in unserer Beziehung. 

Wir lernten uns an dem Abend nämlich kennen, ich und die Kindesmama. Die Kinder waren entspannt, so gut es geht, Wir drei dagegen wussten nicht, wie wir uns verhalten sollen. Papa hat gekocht, ich habe geholfen, Mama kam zu Besuch, hat zu tief ins Glas geschaut um sich entspannen zu können (hatte es wohl schwer, mit der Situation umzugehen), ich dagegen habe gesagt, ich trinke kein Alkohol. War dann noch schlimmer, als wäre ich besser als sie. Gespräch fand zwar statt, aber ich war in der Wohnung eine Fremde, sie jetzt auch schon, also ein Vater und zwei Kinder, die praktisch zwei Frauen zu Besuch hatten - eine bekannte, die sich im Umfeld fremd fühlt, und eine, die den Vater liebt, aber sich so richtig fremd fühlt!

Wir haben es dann irgendwie hinbekommen, das Abendessen einigermaßen zu genießen und dabei noch ein wenig zu plaudern. Als sie nach Hause ging, war ich sichtlich erleichtert, und mein Partner auch. So viel Spannung in einem Raum habe ich früher nie erlebt. Und als ich in den kommenden Tagen den Leuten erzählt habe, wie ich Weihnachten damals verbracht habe, haben mich alle blöd angeschaut, als wäre da was in meinem Gesicht. Ich fühlte mich schreklich - ich konnte mit der Situation eh schon schwer zurechtkommen, und dann gab es von außen gar keinen Stützpunkt, der mir da irgendwie zur Seite stehen würde - geschweige denn meine Eltern, die können bis heute mit meiner Lebenssituation nicht umgehen. Andereseits war ich sehr, sehr stolz auf uns, dass wir den Kindern ein Weihnachten mit beiden Elternteilen ermöglichen konnten und sie somit das bekommen habeen, was sie sich gewünscht hatten. 

Und das ist doch das, was zählt, oder? 

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